Peace and war
1. Mai – 10. Juli 2016
Fotografien des Stern-Reporters:
Das Emsland in den 60ern: Bilder vom friedvollen Alltag der Menschen und von
Landschaften voll stoischer Ruhe und herber Schönheit. Direkt daneben Fotos von
Menschen in höchster Not, inmitten von Zerstörung und aufrüttelnder Gewalt: Bagdad
während des ersten Irak-Krieges. Die einen Fotos sind in schlichtem Schwarz-Weiß, die
anderen in praller Farbe. Diese beiden so unterschiedlichen Serien von Journalist und
Fotograf Gerhard Kromschröder werden jetzt in der Berliner Fotogalerie Silber & Salz
gezeigt.
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25 Jahre nach Ausbruch des ersten Irak-Krieges entschloss sich Galerist Chris Schmid,
die Fotos aus Bagdad ganz bewusst zusammen mit den Bildern vom Emsland zu
präsentieren. Eine idyllisch anmutende Welt aus der Frühzeit der Bundesrepublik steht
damit abrupt neben dem Brandherd unserer Zeit. Tiefer Frieden steht neben totalem
Krieg. In der extremen Gegensätzlichkeit der gleichzeitig präsentierten Fotografien sieht
Schmid keinen Widerspruch: „In beiden Fällen war einer ganz nah dran, hat genau
hingesehen, das Besondere der jeweiligen Situation intuitiv erkannt und uns im Foto
überliefert.“ Die Aufnahmen sind zeitlos: Kromschröders Bilder aus dem Bombenkrieg in
Bagdad vor 25 Jahren sind aktuellen Fernsehaufnahmen verblüffend ähnlich, ob aus
Aleppo, Kobane, Kabul oder Mossul. „Wir leben in einem trügerischen Frieden“, ergänzt
Kromschröder, „im Nahen Osten herrscht permanent Krieg, und es gibt tausend gute
Gründe, aus seiner Heimat zu fliehen.“
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„Emsland Schwarz-Weiß – Bilder einer norddeutschen Landschaft aus den
60er Jahren“
Gerhard Kromschröder, 74, begann seine journalistische Laufbahn 1963 als
Lokalredakteur im Emsland, einem kargen niedersächsischen Landstrich an der
holländischen Grenze. Mit wachem Blick hat er dabei mit der Kamera jene Motive
festgehalten, die nun als Handabzug von den alten Original-Negativen die Wände
schmücken: die Dichte der Wälder, die Ruhe der Gewässer, den Gleichmut der Menschen.
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„Bilder aus Bagdad“
Nach seiner Zeit an der Ems war Kromschröder stellvertretender Chefredakteur der
Satire-Zeitschrift „Pardon“ in Frankfurt, dem Vorläufer von „Titanic“. Und schließlich
Reporter beim „Stern“, zuletzt als dessen Nahost-Korrespondent in Kairo. Dabei gelang
es ihm, 1991 - als einzigem deutschem Printjournalisten - ins bombardierte Bagdad zu
gelangen. In der irakischen Hauptstadt dokumentierte er die verheerenden Folgen der
US-Angriffe für die Zivilbevölkerung und die Verzweiflung der verängstigten Bewohner
angesichts der permanenten tödlichen Bedrohung aus der Luft. An der Zensur vorbei
konnte er die Aufnahmen außer Landes schmuggeln. Die exklusiven, aufrüttelnden Fotos
erschienen im „Stern“ und anderen Blättern rund um den Globus.